Antje Schrupp im Netz

Antje Schrupp – Newsletter vom 19.5.2010

1. Liebe ohne Objekt. Eine Erinnerung an Margarete Porete

Vor 700 Jahren, am Pfingstmontag des Jahres 1310, wurde die Begine Margarete Porete in Paris auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Grund war ihr Buch »Der Spiegel der einfachen Seelen«, das sie nicht widerrufen hatte, obwohl eine Kirchenkommission einige der Thesen für gotteslästerlich erklärt hatte. Trotzdem wurde der »Spiegel« zu einer Art internationalem Bestseller, der die christliche Mystik stark beeinflusst hat. Und bis heute ist Poretes Philosophie beeindruckend, wie ich finde:

http://antjeschrupp.com/2010/05/19/liebe-ohne-objekt-eine-erinnerung-an-margarete-porete/

2. Im Namen des Mannes

Nur fünf Prozent aller Ehepaare machen den Namen der Frau zum Familiennamen – das hat die Emma im Februar aus Anlass der Namensänderung von Familienministerin Schröder (ehemals Köhler) recherchiert. Mich beschäftigt das Thema schon lange. Warum hält sich diese geschlechterspezifische Ungleichheit so hartnäckig – auch fast zwanzig Jahre, nachdem das Namensrecht reformiert wurde?

http://antjeschrupp.com/2010/05/11/im-namen-des-mannes/

3. Ein paar Gedanken zum Thema Burkaverbot

Über ein Burka- bzw. Niquab-Verbot ist in den vergangenen Wochen heftig diskutiert worden. Die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin will es für ganz Europa einführen. Ich habe dazu ein paar Gedanken in die Debatte geworfen, die sich vor allem mit dem Unterschied zwischen Machtpolitik und der Notwendigkeit der Vermittung politischer Ideen beschäftigen:

http://antjeschrupp.com/2010/05/01/die-politik-der-macht-und-die-notwendigkeit-der-vermittlung/

4. Lesetipp: Mihriban pfeift auf Gott

Passend zum Thema hier noch ein Lesetipp, vielleicht auch für geruhsame, schmökerische Urlaubstage: In ihrem Roman »Mihriban pfeift auf Gott« erzählt Hilal Sezgin eine spannende Geschichte über eine junge Berlinerin, die unverhofft in ein Gestrüpp aus Islamismus, Terrorverdacht und Datenschutz gerät – und auch ansonsten ein paar Dinge in ihrem Leben überdenken muss. Hier ist meine Rezension:

http://antjeschrupp.com/2010/04/19/mihriban-pfeift-auf-gott/

5. Gott, die Kreuzigung, und ich

Was den interreligiösen Dialog zwischen Christentum und Islam betrifft, so ist eine Streitfrage die Bedeutung von Jesus – der für Musliminnen nur ein Prophet ist, im Christentum aber als göttlicher Erlöser gilt. Doch die Bedeutung des Kreuzes ist auch in der feministischen (christlichen) Theorie umstritten: War es notwendig, dass Jesus hingerichtet wurde? Darüber habe ich kürzlich in einer kleinen Gruppe mit drei anderen christlichen Theologinnen diskutiert und meine Gedanken in einem Artikel für das Forum Beziehungsweise Weiterdenken aufgeschrieben:

http://www.bzw-weiterdenken.de/index.php?m=artikel&rub=3&tid=272

6. Beziehungen und soziale Netzwerke im Internet

»Das Private ist politisch!« – selten war dieser alte Slogan der Frauenbewegung so aktuell wie in den derzeitigen Diskussionen um die Chancen und Risiken sozialer Netzwerke wie Facebook und Co. Ich bin inzwischen seit gut einem Jahr auf Facebook aktiv und habe mal einige Erfahrungen und Erlebnisse dazu aufgeschrieben.

http://antjeschrupp.com/2010/05/05/das-ende-der-heuchelei/

Allerdings gibt es auch im Internet Sexismus. Ein Hauptkritikpunkt vieler Frauen an Internetdiskussionen ist der ruppige Umgangston, der in Kommentaren und Foren oft herrscht herrscht. Das war auch Thema bei einer großen Blogger-Konferenz in Berlin. An den anschließenden Diskussionen habe auch ich mich mit einem Blogbeitrag beteiligt:

http://antjeschrupp.com/2010/04/15/zwei-drei-gedanken-zum-panel-sexismus-im-netz/

»Trolle« nennt man im Internet die Schreiber von pöbelnden Kommentaren. Sie machen nicht nur Feministinnen im Netz das Leben schwer, sondern sind ein allgemeines leidiges Phänomen. Viele meinen, dass man am sie am besten ignoriert, um ihnen nicht noch Futter zu geben. Und: Sind wir nicht alle ein bisschen Troll? Ich meine: Ja und nein.

http://antjeschrupp.com/2010/04/30/wie-ich-neulich-mal-ein-troll-war/

7. Gefühlte Frauen und reale Frauen

Ist euch auch schon manchmal aufgefallen, dass der Frauenanteil in einem Gremium, einer Partei oder auf einer Rednerliste oft höher geschätzt wird, als er tatsächlich ist? Aus aktuellem Anlass – den Diskussionen, nachdem die Piratenpartei bei ihrem Bundesparteitag einen rein männlichen Vorstand gewählt hat – habe ich dazu in meinem Blog etwas geschrieben:

http://antjeschrupp.com/2010/05/18/gefuhlte-und-reale-frauen/

In den Kommentardiskussionen entstand dann die Idee, einen »Zähltag« ins Leben zu rufen, an dem wir mal alle möglichen Orte daraufhin prüfen, wie genau es zahlenmäßig um das Verhältnis von Frauen und Männern steht. Ein möglicher Stichtag ist der 13. August, der 100. Todestag von Florence Nightingale. Luise Pusch hat sie uns empfohlen, weil Nightingale nicht nur die Krankenpflege reformierte, sondern auch – was ich gar nicht wusste – eine begeisterte Statistikerin war. Zu der Aktion gibt es eine Facebook-Seite für alle, die sich beteiligen möchten:

http://www.facebook.com/pages/Countday-Zahltag/111764075533209

8. Freiheit in Zeiten des Algorithmus

Amazon weiß, welche Bücher wir haben, Werbung im Internet wird passgenau auf unsere Vorlieben zugeschnitten: Die immer verfeinerten Algorithmen lassen menschliches Verhalten vorhersagbar erscheinen. Wie steht es da eigentlich um unsere Freiheit? Die Debatte hat einige Parallelen zur Diskussion um die Hirnforschung. Ich meine aber, dass die Freiheit dadurch nicht per se in Gefahr ist – vorausgesetzt, wir schätzen sie, sind offen auch für das Unvorhergesehene und verstehen uns als politisch handelnde Menschen. Dazu ein kleiner Essay hier.

http://antjeschrupp.com/2010/04/26/freiheit-in-zeiten-des-algorithmus/

9. Victoria Woodhulls Leben jetzt auch zum Anhören

Meinen letzten Vortrag über Victoria Woodhull, die erste Frau die – im Jahr 1872 – Präsidentin von Amerika werden wollte, habe ich mitgeschnitten und als Audiofiles ins Internet gestellt (insgesamt sieben Folgen von je 5-9 Minuten). Ihr könnt sie euch direkt am Bildschirm anhören oder auch runterladen:

http://antjeschrupp.tumblr.com/tagged/victoria_Woodhull

Außerdem stolperte ich im Internet noch über ein schönes Fundstück: 1874 wurde in Michigan über das Frauenwahlrecht diskutiert – eine Historikerin zeichnet den Streit, bei dem mes auch um Victoria Woodhull und die freie Liebe ging, am Beispiel einer Lokalzeitung nach:

http://vicwoodhull.wordpress.com/

10. Bloggen vs. Journalismus oder: die Qualität des Begehrens

Es wird derzeit viel darüber diskutiert, inwiefern das Internet die Presselandschaft verändert. Ich selbst blogge seit inzwischen vier Jahren und habe inzwischen zahlreiche Unterschiede zur klassischen journalistischen Arbeit festgestellt.

http://antjeschrupp.com/2010/05/14/bloggen-vs-journalismus-oder-die-qualitat-des-begehrens/

11. E-Petition für den Erhalt von Hebammen

Die Beiträge, die Hebammen für eine Haftpflichtversicherung abschließen müssen, sind inzwischen so hoch, dass die Gefahr besteht, dass sie ihren Beruf aufgeben müssen. Das würde bedeuten, dass es bald keine Möglichkeit einer Hausgeburt mehr gibt. Der Deutsche Hebammenverband hat dazu eine e-Petition an den Deutschen Bundestag gestartet, die ich für sehr unterstützenswert halte. In nur wenigen Tagen haben sie die notwendigen 50.000 Unterstützerinnen bekommen, und das Thema muss jetzt im Bundestag behandelt werden. Aber auch jede Stimme mehr stärkt ihnen den Rücken. Also bitte mitzeichnen, wenn Ihr das noch nicht getan habt:

http://www.hebammenverband.de/index.php?id=1340

12. Veranstaltungen in den nächsten Wochen

  • Soest: Gewalt gegen Frauen: In Bewegung bleiben – Vortrag zum Jubiläum des Frauenhauses, Freitag, 28. Mai, 14-17.30 Uhr, Feldmühlenweg 15. (Der Vortrag beginnt um ca. 16.15 Uhr).

  • Erlangen: »Von mir selbst ausgehen…« – Grenzen ziehen als politische Praxis – Vortrag zum Auftakt der Reihe »Gesunder Egoismus – die beste Selbstvorsorge für Frauen), Dienstag, 22. Juni 2010, Katholischer Kirchenplatz 2, 20 Uhr.

  • Hofgeismar: »Eine Kirche, die wir lieben können« – Vortrag beim Symposium der Initiative »tempo!« zur Institutionalisierung feministischer Theologie, 19.30 Uhr, Ev. Frauenstudien- und –bildungszentrum.

  • Wetzlar: »Differenzphilosophie in der Praxis – Nicht Mangel, sondern Fülle!« Seminartag im Rahmen der Frauenbildungswoche, am Mittwoch, 30. Juni. Infos und Anmeldung über www.vhs-wetzlar.de

  • Wetzlar: »Web 2.0: Demokratisierung der Meinungsbildung oder Gefahr für die Kommunikationskultur?« Vortrag am Labyrinth, Colchesteranlage (an der Lahn), 20 Uhr. Zu diesem Thema biete ich außerdem am Samstag, 3. Juli, von 9-13 Uhr einen Fortbildungsworkshop (Bildungsurlaub) in der VHS an. Infos und Anmeldung über www.vhs-wetzar.de

Da ich ab Ende Mai für drei Wochen nach Sarajevo fahre, kann es sein, dass der nächste Newsletter erst im Juli kommt. Bis dahin wünsche ich euch einen schönen Frühsommer!