Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 20. März 2008

1. Rückschau zum Internationalen Frauentag

Im Jahr 1788 beklagte die Schriftstellerin Olympe de Gouges in einem politischen Essay eine gewisse Haltung, die sie unter den Wissenschaftlern, Handwerkern und Politikern ihrer Zeit beobachtete: Sie würden zunehmend eigennützige Ambitionen verfolgen ohne deren Auswirkungen auf die Gesellschaft allgemein zu berücksichtigen und vor lauter Profitstreben ihren eigenen Platz innerhalb der menschlichen Gemeinschaft nicht mehr verstehen. Kommt uns das irgendwie bekannt vor? De Gouges endete damals ihre Überlegungen mit den Worten: »Wenn ich in dieses Thema noch weiter verfolge, würde ich zu weit gehen und die Feindschaft der Neureichen auf mich ziehen, die, ohne über meine guten Ideen nachzudenken oder meine gute Absichten anzuerkennen mich ohne Mitleid verurteilen würden als eine Frau, die nur Paradoxes anzubieten hat und keine einfachen Lösungen für die Probleme.« Das kann ich gut nachfühlen. Nach einer feministischen Standortbestimmung gefragt (was jeweils rund um den Internationalen Frauentag am 8. März Konjunktur hat), glaube ich, dass Feministinnen mit gutem Grund keine eindeutigen Lösungen, sondern nur Paradoxien anzbieten haben. Ein Thema, das ich bei meinen diesjährigen Vorträgen zum Frauentag etwas näher ausgearbeitet habe.

Der Vortrag steht jetzt zum Nachlesen im Internet: antjeschrupp.de/gutes-leben-in-zeiten-der-emanzipation (lohnt sich auch für diejenigen, die bei einer der Veranstaltungen dabei waren, denn meist sind wir so schnell in die Debatte gekommen, jedenfalls habe ich das Manuskript kein einziges Mal bis ganz zum Ende vorgetragen ☺). Eine weitere Möglichkeit, über das Thema zu diskutieren, gibt es bei einer Veranstaltung am Mittwoch, 2. April, um 20 Uhr im Jubec-Café, Kronenplatz 20, in Karlsruhe. Ich würde mich freuen, wenn wir uns sehen.

Im Februar-Newsletter hatte ich außerdem angekündigt, meine Mitschrift von dem sehr interessanten Internationalen Feminismus-Kongress ins Netz zu stellen, den das Cornelia-Goethe Institut am 14./15. Februar an der Uni Frankfurt veranstaltet hat. Hier ist nun der versprochene Link: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-3-108.htm

2. Persönliche Auseinandersetzungen mit »großen« Frauen

Im Januar hatte ich euch auf einen Artikel »Sinn und Unsinn historischer Frauenforschung« hingewiesen, in dem ich die These aufstelle, dass es bei der Beschäftigung mit der Geschichte weniger darum geht, objektive Kriterien von »Größe« oder »Wichtigkeit« zu finden, sondern dass die Bedeutung historischer Frauen sich über unser eigenes Begehren erschließt, das sich in eine kritische und differenzierte Auseinandersetzung mit diesen Denkerinnen wagt. Darüber ergab sich unter anderem ein kleiner Mailwechsel mit einem Wikipedia-Autor, und wir stellten fest, dass dort ein ähnliches Prinzip Anwendung findet: Ob eine Person dort einen Eintrag bekommt, hängt ja auch nur davon ab, ob sich jemand findet, dem oder der das wichtig genug ist, um sich die Arbeit zu machen. Er wollte dort einen Artikel über Virginie Barbet einstellen, eine französische Sozialistin, und dafür einen Text von meiner Homepage verwenden. Gerne doch! Außerdem ist im März im Schwabenverlag ein Buch erschienen, das ebenfalls diesem Prinzip folgt. Es versammelt zwölf Artikel, in denen sich die Autorinnen in eine lebendige Auseinandersetzung mit je einer Persönlichkeit aus der Geschichte begeben. In meinem Beitrag geht es um Hannah Arendt, die anderen handeln von Hildegard von Bingen, Clara von Assisi, Elisabeth von Thüringen, Marguerite Porete, Johanna von Orleans, Teresa von Avila, Maria Ward, Madeleine Delbrel, Astrid Lindgren, Sophie Scholl und Dorothee Sölle. Da ich zwei Belegexemplare bekommen habe, kann also eines davon verschenken: Bei Interesse einfach eine Mail schicken (bitte mit Vermerk, welches Buch, weil ich weiter unten noch eines verlose).

Martina Kreidler-Kos (Hg): Von wegen von gestern! Der Lebenskunst großer Frauen begegnen, Schwabenverlag, Ostfildern 2008, 13,90 Euro. Wer nicht gewinnt: Bücher versandkostenfrei kaufen bei www.frauenbuchladen.net.

Der Link zum Wikipedia-Eintrag über Virginie Barbet ist http://de.wikipedia.org/wiki/Virginie_Barbet. Mein Text über Barbet (der allerdings weitgehend wortgleich ist, jedoch weiterführende Links bietet) steht unter antjeschrupp.de/barbet und der ursprüngliche Artikel »Brauchen wir große Frauen« unter antjeschrupp.de/grosse-frauen-artikel.

3. Vätern einen Platz geben

Ein wie ich finde sehr wichtiges neues Büchlein ist vor kurzem in der Reihe der kleinen quadratischen philosophischen Bändchen vom Christel Göttert-Verlag erschienen: Unter dem Titel »Vätern einen Platz geben« befruchtet Andrea Günter die gegenwärtigen Debatten zum Thema Elternschaft. Sehr wichtig in einer Zeit, in der überkommene Väterkonzepte ihre Überzeugungskraft eingebüßt haben, die neuen aber noch vielfach unglaubwürdig bleiben.

Meine Rezension steht hier: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-110.htm

4. Zum Umgang mit dem Bösen

Und auf noch einem Text im Internetforum www.bzw-weiterdenken.de möchte ich euch hinweisen: Dorothee Markert hat einen Aufsatz der Diotima-Philosophin Annarosa Buttarelli übersetzt. Er stammt aus einem der neuen Sammelbände der italienischen Philosophinnengemeinschaft und wurde ursprünglich für ein Seminar über die »magische Kraft des Negativen« erarbeitet. Unter dem Titel »Verfluchen, beten, nicht fragen« denkt Annarosa Buttarelli darin über eine Praxis von Frauen nach, das Böse in seinen Tod zu begleiten, anstatt es mit der Kraft des Guten heilen zu wollen.

Hier kommt Ihr direkt zu der Übersetzung: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-3-106.htm. Interessant in dem Zusammenhang könnte auch ein Blick auf meine Diotima-Seite sein, denn dort habe ich diverse Texte der »Italienerinnen« verlinkt und die Seite kürzlich aktualisiert und auf den neuesten Stand gebracht: antjeschrupp.de/diotima.

5. Vorträge in den kommenden Wochen

Im April gibt es noch einige Gelegenheiten, mich bei Vorträgen oder Tagungen zu treffen. Um »Neid – vielleicht ein Weg zum eigenen Begehren« geht es bei einem Vortragsabend am Dienstag, 8. April, um 19.30 Uhr in Salzburg (in St. Virgil, dem Zentrum Erwachsenenbildung der Erzdiözese, Ernst-Grein-Str. 14). Danach fahre ich nach München-Garching, wo ich am Donnerstag, 10. April, um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei am Bürgerplatz 11 mein Buch »Methusalems Mütter – Chancen des demografischen Wandels« vorstelle (ein weiterer »Methusalems-Mütter«-Termin ist am Mittwoch, 23. April, um 19.30 Uhr im Augustana-Forum der Evangelischen Stadtakademie Augsburg, im Annahof 4). Und einen Vortrag zum Thema »Was ist Arbeit?« halte ich am Freitag, 11. April, bei einer Fachtagung des Historikerinnennetzwerkes Frauen & Geschichte in Bayern in Kochel/Obb.

Eine komplette Übersicht über alle Termine inklusive Links zu den Veranstaltungsorten und genauen Programmbeschreibungen findet Ihr unter antjeschrupp.de/vortrag. Ebenfalls lohnend ist die pralle Veranstaltungsseite von bzw-weiterdenken unter http://www.bzw-weiterdenken.de/aktuell-.htm.

6. Warum neuerdings Werbung auf meiner Homepage steht

Vielleicht habt Ihr es schon bemerkt: Auf einigen meiner Internetseiten steht seit kurzem Werbung mit Google-Anzeigen. Mit dem Thema habe ich mich beschäftigt, nachdem mir in letzter Zeit einige Unternehmen angeboten hatten, mich für »Sponsored Links« zu bezahlen. Das sind unscheinbare oder ganz unsichtbare Textlinks, die das Ziel haben, das Google-Ranking dieser Seiten zu verbessern. Allerdings führt diese Praxis dazu, dass die Ergebnisseiten von Google verfälscht werden (weil ich die Links ja nicht, wie vermutet, setzen würde, um die Seiten inhaltlich zu empfehlen – wie auf den tatsächlichen Link-Seiten – sondern nur um Geld zu verdienen). Deshalb habe ich mich dagegen entschieden, finde aber natürlich die Möglichkeit, meine Kosten für die Internetseiten zum Teil refinanzieren zu können, durchaus verlockend. Daher probiere ich jetzt mal das Werbe-Partnerschafts-Programm AdSense von Google aus. Dabei werden Anzeigen per Google-Algorythmus automatisch nach Stichworten ausgewählt und sind deutlich als Werbung erkennbar. Ziel soll sein, dass sie thematisch zum Seiteninhalt passen, was mehr oder weniger gut klappt. Aber natürlich gibt es keine störenden Pop-Ups oder sonstige animierte Nervereien.

Wer Genaueres wissen will, findet Erläuterungen unter antjeschrupp.de/warum-werbung. Wichtig ist: Da die Anzeigen automatisch generiert werden, ist nicht auszuschließen, dass auch unpassende Links darunter sind. Die kann ich aber manuell ausschließen. Also: Wenn euch etwas Entsprechendes auffällt, bin ich für eine kurze Mail dankbar.

Zu meiner – nicht gesponserten :) – Linkseite kommt Ihr übrigens hier: antjeschrupp.de/befreundete-seiten

7. Zu verlosen: Sandra Lüpkes Ratgeber »Ich verlasse dich«

Das Schöne am Internet ist, dass es immer wieder außergewöhnliche und überraschende Vernetzungen hervorbringt: So fand ich kürzlich ein Päckchen im Briefkasten, darin war das neue Buch der Krimiautorin Sandra Lüpkes – das diesmal aber kein Krimi ist, sondern ein Sachbuch, und zwar ein Ratgeber für Menschen, die sich nach einer langjährigen Beziehung trennen möchten. Sie hat es mir geschickt, weil sie darin einen Gedanken von Diana Sartori zitiert, den sie beim Googeln in einem meiner Vorträge gefunden hatte. Feine Sache, oder? Das Buch ist, soweit ich das nach kurzem Durchblättern und Quer lesen beurteilen kann, gar nicht schlecht, allerdings habe ich persönlich an dem Thema zurzeit keinen Bedarf ☺– vielleicht ja jemand von Euch/von Ihnen? Eine Freundin oder ein Nachbar? Falls ja, schreibt mir eine Mail, und ich schicke euch das Buch zu (wie immer nach dem Motto: Wer zuerst kommt….).

Für die anderen hier die Angaben: Sandra Lüpkes: Ich verlasse dich. Ein Ratgeber für den, der geht, Krüger Verlag, Frankfurt 2008. Den zitierten Vortrag findet Ihr unter antjeschrupp.de/gewissen-vortrag.