Antje Schrupp im Netz

Newsletter vom 20. August 2008

1. Wie aktiv sind Männer im Haushalt? Und welche?

In letzter Zeit freut man sich ja überall, dass sich die Zeitbudgets von Männern und Frauen in der Verteilung von Haus- und Erwerbsarbeit angeblich angleichen: Laut Statistiken scheinen die Minuten-pro-Tag, die Männer Hausarbeit machen, zwar sehr langsam, aber doch kontinuierlich anzusteigen. Dagmar Vinz hat jedoch in ihrem Vortrag bei der Tagung »What time is it?« am vergangenen Wochenende in der Evangelischen Akademie Arnoldshain auf ein interessantes Detail hingewiesen, das mir bisher nicht bekannt war und das ich euch nicht vorenthalten möchte: Zwar leisten Männer heute im Schnitt tatsächlich etwas mehr Hausarbeit als vor zehn Jahren. Allerdings haben wir es keineswegs mit einem kontinuierlichen Anstieg und damit einem Trend zu tun. Denn es ist eine relativ kleine Gruppe von Männern, die sich inzwischen genauso wie Frauen für die Haus- und Familienarbeit verantwortlich fühlen. Mit ihrem großen Engagement treiben sie den Durchschnitt für alle Männer nach oben. Beim Rest ihrer Geschlechtsgenossen hingegen hat sich der Anteil der Haus- und Familienarbeit im gleichen Zeitraum sogar wieder etwas reduziert. Dieses »Auseinanderdriften« auch der männlichen Lebensstile ist, glaube ich, ein Aspekt, den wir gerade bei den Diskussionen um die demografische Entwicklung (und damit zentral: um die Zukunft der Fürsorgearbeit) noch genauer ins Auge fassen sollten. Vielleicht ergibt sich dazu Gelegenheit, wenn ich im September wieder auf einigen Veranstaltungen unterwegs bin:

Das Frauenforum des Kreises Aachen veranstaltet dazu am Dienstag, 4. September, einen Nachmittag unter dem Titel: »Demografischer Wandel – Gewinn oder Verlust für die Frauen?«, um 17 Uhr, Kreishaus, Zollernstr. 10, Raum C 131.

Und die Diskussion um Demografie in Europa aus feministischer Sicht ist Thema bei einer Tagung »Women in Ageing Europe« vom 10. bis 12. September in der Evangelischen Akademie Bad Boll (nähere Informationen unter http://www.ev-akademie-boll.de/index.php?id=142&tagungsid=361407).

2. Evangelische Frauen in Hessen feiern ihren Hundertsten

Unter dem Motto »Frischer Wind und starke Segel« feiern die Evangelischen Frauen in Hessen und Nassau am Samstag, 1. September, in Darmstadt ihren hundertsten Geburtstag. Auch wenn es vermutlich schon vorher evangelische Frauen gegeben hat J, so ist dies doch eine beachtliche Geschichte institutioneller Frauenarbeit. Also: Happy Birthday!

Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst in der Stadtkirche, nachmittags finden die Workshops in der Technischen Universität statt. Ich bin am Nachmittag mit einem Workshop zum Thema »Lila Pause? Von wegen! Die Zukunft des Feminismus« dabei. Den Einladungsflyer zum Downloaden findet Ihr hier: http://www.evangelischefrauen.de/fileadmin/verband/pdf/NEUEinl2007_DIN_lang_19_6_07.pdf

3. Ich will nicht die schönsten Sachen haben, sondern schöne!

Im Sommer war ich Wandern, unter anderem in Norditalien, und in unserer Ferienwohnung gab es einen Wanderführer mit dem Titel »Die 30 schönsten Wanderungen im Piemont«. Nun halte ich ja schön länger immer mal wieder Vorträge zum Thema Konkurrenz und war also gleich skeptisch: Vielleicht eignet sich der Piemont ja gar nicht zum Wandern und selbst die schönste Route führt nur über staubigen Dreck? Weil es hier überhaupt keine wirklich schönen Wanderstrecken gibt? Zum Glück war es so nicht. Aber trotzdem muss ich das mal klarstellen: Ich will nicht die schönsten Sachen haben, sondern schöne!

Um solche und weitere Gedanken zum Thema Konkurrenz, speziell auch Konkurrenz unter Frauen, geht es am Dienstag, 18. September, bei einem Vortrag bei der »Initiative Frauen, Leben und Arbeit in Mittelhessen« e.V., Altes Schloss, Brandplatz 2 (Netanya-Saal), 19 Uhr – vielleicht sieht man sich! Einen älteren Vortrag zum Thema könnt Ihr hier nachlesen: antjeschrupp.de/konkurrenz1.

4. Neuer Frauenkalender Schwabenverlag erschienen

Frisch aus der Druckerei gekommen ist der neue Frauenkalender des Schwabenverlags. Er steht unter dem Motto »Gehen wohin dein Frageblick träumt« – das klingt auf den ersten Blick etwas verzwurbelt, ist aber ein Zitat von Rose Ausländer. Vielleicht war ich beim Schreiben davon inspiriert, jedenfalls versuchte ich mich auf den zwei Wochenseiten, zu denen ich Texte beigesteuert habe, auch in eine etwas eher poetische Richtung…. Tja, beurteilt selbst, ob’s was geworden ist.

Informationen zum Frauenkalender findet Ihr hier: files/flyer-frauenkalender-2008.pdf. Da ich zwei Belegexemplare bekommen habe, kann ich einen verschenken – wer interessiert ist, kann einfach ne Mail schicken, wollen mehrere den Kalender haben, werde ich einfach losen J)

5. Buchtipp: Der Bastard von Istanbul

Last not least sind in den vergangenen Wochen einige neue Rezensionen online gegangen. Vor allem den Roman »Der Bastard von Istanbul« von Elif Shafak habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Es ist die Geschichte von zwei jungen Frauen, die sich an die Tabus ihrer Vergangenheit wagen.

Meine Rezension findet Ihr hier: http://www.bzw-weiterdenken.de/artikel-7-83.htm.

Kurzbesprechungen gibt es außerdem von Dubravka Ugresic: Keiner zu Hause – antjeschrupp.de/rez-ugresic-keiner-zu-hause – sowie von Christiane Burbach/Peter Döge (Hg.): Gender Mainstreaming – antjeschrupp.de/rez-burbach-doege-gender-mainstr