Antje Schrupp im Netz

Ute Kätzel: Die 68erinnen. Porträt einer rebellischen Frauengeneration

Rowohlt Verlag, Berlin 2002, 22,90 €

Es gab schon merkwürdige Blüten damals, 1968 in der Studentenbewegung. Da schlugen die Genossen vor, Pornofilme zu zeigen, um amerikanische Soldaten anzulocken und ihnen dann den Vietnamkrieg zu erklären. Da drängte die Kommune 1 eine Mitbewohnerin zur Abtreibung, weil sie ihre Schwangerschaft nicht vorher mit den anderen abgesprochen hatte. Aber es gibt auch Positives zu vermelden. Zum Beispiel dass sich die Krankenschwestern damals das Recht erkämpften, ohne Haube zu arbeiten. Trotz aller Macho-Allüren der meisten Studentenführer war 1968 ohne Zweifel die Geburtsstunde der neuen Frauenbewegung. Das wird auch in den Erinnerungen der vierzehn »68erinnen« deutlich, die Ute Kätzel hier ihre Geschichte erzählen lässt. Diese Erinnerungen lesen sich äußerst spannend, vor allem wenn ehemalige Kontrahentinnen zu Wort kommen wie die Filmemacherin Helke Sander und die Marxistin Frigga Haug. In allen Porträts wird aber deutlich, dass die Frauen damals tatsächlich etwas veränderten, nämlich sich selbst, und dass das weit reichende Folgen hatte.


frauen unterwegs, Februar 2002